Was passierte mit der M/S "Estonia" wirklich ?
Bei meinem ersten Besuch in Tallinn (April 1994) , sahen wir ein recht großes Fährschiff im Hafen von Tallinn liegen, dass uns auffiel, da es sich von den anderen estnischen Fährschiffen stark unterschied (in Größe, Design, Sauberkeit und Pflege), die M/S "Estonia" – ein offensichtlich gutes Schiff. Auf die Frage von Hajo, wann wir mal mit diesem Schiff fahren, antwortete ich "bei der nächsten Scandinavia". Daraus konnte leider nichts werden, denn am 28.09. 1994 sank die "Estonia" gegen 01:40 südöstlich der Insel Utö knapp 15 Minuten nach dem ersten Hilferuf und nahm dabei 852 Menschen mit in den Tod. 137 Menschen überlebten. Die bisher größte Schiffskatastrophe in Friedenszeiten in Europa.
Ein Unfall der folgenreich war. Durch die Presse gingen verschiedene Versionen des Untergangs, von Besoffenheit aller estnischen Kapitän bis hin zur Unsicherheit aller Fährschiffe. Ganz verrückte faselten von Mafia und Bombe. Diese Meinung galt jedoch als Blödsinn (auch ich gehörte diesen Verrückten an und halte es bis heute für richtig).
Die Folge war, dass ab 1994 die Fährgesellschaften
krasse Gewinneinbrüche hatten. Arbeitsplätze gingen verloren und die
Fährschifffahrt erlitt einen gewaltigen
Imageschaden – auch die "Scandinavia" war betroffen – einige Leute
fuhren nicht mehr mit oder haben sogar während der Reise die Fahrt abgebrochen.
Ich führte oft Sicherheitsrundgänge durch, während denen die
Rettungseinrichtungen erklärt worden sind.(davon
will heute niemand mehr etwas wissen :-)
2 Wochen nach dem Untergang gab es unsere einzige
Finnjet-4-Tagekreuzfahrt. Es war neblig und die Stimmung an Bord sehr gespenstig
und bedrückt – keiner der Mitreisenden wird diese Atmosphäre je vergessen,
die wir auf der kastrierten Finnjet erlebten, denn der wurde, wie den anderen
Fährschiffen per Verordnung bis zur Klärung des Untergangs einfach die
Bugklappe zugeschweißt, obwohl sie schon immer als eines der wenigen Schiffe
DREI wasserdichte Tore hatte !
Wie konnte das passieren ? Sind Fähren wirklich unsicher ? Ich denke, der SOS – Ruf der Estonia kann widerlegen, dass eine starke Unsicherheit in der Fachwelt bekannt gewesen wäre:
Die "Silja Europa" war die erste, die den Funkspruch aufnahm. Die Antwort war: "Ist Euch langweilig oder warum sagt ihr so was ?" Das 2. Mayday wurde als Übung aufgefasst und erst der dritte Hilferuf bestätigte das, was es hier in diesem Fahrtgebiet noch NIE gegeben hat: eine der Superfähren sinkt in großer Geschwindigkeit und wird in 15 Minuten nicht mehr an der Oberfläche sein. Alle in der Nähe befindlichen Fähren (Silja Europa, Silja Symphony, Mariella, Isabella und Finnjet eilten zur Estonia. Das erste Schiff, die "Mariella" fand nur noch die Rettungsboote vor...
Es gab häufiger Unfälle mit der Bugklappe. Die "Herald of Free Enterprise" sank im Kanal, weil jemand vergessen hatte diese zu schließen, die Mariella hätte fast ihre Bugklappe verloren und die Gabriella konnte nach einem Sturm die Klappen nicht mehr öffnen, aber im Falle der Estonia zeichnete sich mehr ab, denn die zweite Bugklappe war ebenfalls nicht mehr in der Lage das Schiff zu retten.
Die Kommission schob der Werft die Schuld in die
Schuhe, in dem die Bugklappe mit der zweiten Klappe verbunden war, was aber dem
ersteren Einsatzort der Fähre, die küstennahen Gewässer entspricht.
Doch irgendwas schien merkwürdig, Augenzeugen berichteten von ein bis zwei großen Knallen und einem Wassereinbruch 20 – 30 Minuten vor dem Untergang. Warum ging die Kommission nicht auf den Knall ein (die Presse übrigens auch nicht!) und warum gibt es eine Zeitdifferenz von ca. 15 Minuten vom Wassereinbruch bis zum SOS – Ruf (der schon über das Notfunkgerät lief – war das Hauptgerät vielleicht durch irgendwelche andere Einflüsse nicht mehr funktionstüchtig ?) ? Warum sahen Augenzeugen von der Estonia Fährschiffe, wenn diese angeblich die Estonia nicht sahen ? Laut Fahrplan der Schiffe, müssten die Augenzeugen jedoch Recht haben !
Gab es wirklich am Abfahrtstag einen Bombenalarm ? Gab es schon mehrere Anschlagsdrohungen ? Wo war der Kapitän zum Zeitpunkt des SOS – Rufes (auf der Brücke war eine Stimme, die niemand kannte und Augenzeugen bekamen keinen Kontakt zur Brücke !) ? Wieso patrouliert über dem Wrack ein Schiff der schwedischen Marine und scheucht JEDEN weg ? Warum wollte man einen Betonsarg über das Schiff gießen ? Alles Fragen die nicht mehr beantwortet werden sollten. Jedoch ließ die deutsche Bauwerft nicht die Schuld auf sich sitzen und stellte eine Expertenkommission ein, die der Sache trotz Proteste und Behinderungen der Regierungen auf den Grund gehen wollte (ans Schiff kamen diese auch nicht heran!).
Der Abschluss der Untersuchung lässt mich nicht mehr
als so verrückt dastehen. Das Videomaterial der Kommission war gekürzt und
bearbeitet !!! An der geborgenen (und beschlagnahmten) Bugklappe finden sich
Druckspuren, die nach außen und nicht nach innen gehen (es gab also einen
gigantischen Druck von innen – untypisch für eine Welle). Außerdem fanden
Experten Risse vor, die bei einer starken Explosion auftreten können. An einem
Teil des Filmes hat die Kommission geschlampt – an der backbord
Bugklappenverschlussseite ist ein gelber Kasten kurz zu sehen – Experten
erkennen an diesem eine nicht detonierte Bombe – anzunehmen ist, dass auf der
STEUERBORDSEITE auch solch ein Kasten gewesen ist, der explodiert ist und die
Bugklappe mitsamt zweiter Bugklappe abgerissen hat. Experten meinen, dass in
diesem Fall eine Stelle zum Entweichen des Druckes gewesen sein muss. Eine
natürliche Ablassstelle gibt es nicht, also müsste ein riesiges Loch in der
Bordwand klaffen, was auf dem Film nicht zu sehen war. Die Bestätigung für die
Bombenversion ergab dann, dass ALLE Stellen der Außenhaut verfilmt worden sind,
bis auf EINE: DIE STEUERBORDSEITE GLEICH AN DER BUGKLAPPE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Untersuchungen der Außenhaut der Estonia in unabhängigen deutschen Instituten ergaben Spuren einer Explosion. Das abhängige (von der deutschen Regierung !) Institut BAM erkannte keine Spuren, weil sie diese vorher beseitigt hatten !
Es liegt auf der Hand, dass die Kommissionsstaaten
(Schweden, Finnland und Estland) nicht wollen, dass
die Wahrheit ans
Licht
kommt. Es bleibt unklar aus welchem Grund, jedoch ist anzunehmen, dass hier
etwas vorgefallen sein muss, was äußerster Geheimhaltung entsprechen muss.
Sehr unheimlich ist auch, dass der Kapitän der "Estonia" auf der Überlebendenliste stand und angeblich auch im Krankenhaus gesehen wurde – zum letzten Mal... Und: war es Zufall, dass sich drei Kapitäne GLEICHZEITIG auf dem Schiff befanden ? Es bleibt noch einiges ungeklärt und einiges sehr unheimlich ...
Nichtsdestotrotz wurde die Sicherheit der Fähren per
Gesetz verbessert: alle Fähren müssen nun auch mit 50 cm Wasser auf dem
Fahrzeugdeck noch schwimmfähig sein. Es wurden 3 Bugverschlüsse eingebaut und
teilweise Schotten auf den Fahrzeugdecks.
Sollten die Regierungen sich nun nicht mal überlegen, bei ihren "Geschäften" doch Zivilisten nicht zu gefährden ? Denn offensichtlich wissen die Militärs der betreffenden Länder mehr als wir. Würden sie sonst die Estonia derart beschützen ?
Aber, was viel schlimmer ist: die Presse sollte bitteschön nur über Fakten berichten und nicht durch irgendwelche unfachmännischen Spekulationen eine ganze Branche in den Ruin treiben.
Ich kann mich lebhaft an einen Reporter entsinnen, der auf der "Stena Germanica" zeigen wollte, wie schlecht doch Fluchtwege zu finden sind – ich hoffe, dass ich nicht der einzige war, der den Fluchtwegpfeil gleich hinter ihm sah – er tat das zumindest nicht !